Ausbilder Ratschlag - Wildwasser schwimmposition
Zu Beginn dieser Rafting Saison habe ich einen Kunden einer anderen Rafting Firma aus dem Wasser geholt. Er ist in der "Wildwasser Schwimmposition" den Fluss hinuntergetrieben. Dabei ist sein Raft aber in die andere Richtung weggepaddelt, um einen zweiten Kunden zu retten, der ebenfalls in der Wildwasser Schwimmposition auf Rettung gewartet hat! Gut, dass ich auch im Fluß war, und mich um einen der Kunden kümmern konnte.
Es ist doch erstaunlich, wie viele Bootsführer ausschließlich die Wildwasser Schwimmposition (auch defensives Schwimmen genannt) empfehlen, obwohl sie hauptsächlich auf Flüssen mit durchgehend fliessendem Wasser unterwegs sind.
Ich bin nicht gegen die Wildwasser Schwimmposition. Diese ist optimal, wenn der Fluss steinig oder auch seicht ist. Dabei hat der Raftingkunde seine Füsse an der Oberfläche und versucht nicht, aufzustehen.
Allerdings läßt er sich selber nur treiben und wartet, bis jemand kommt und ihn rettet. Wesentlich effektiver ist, wenn der Kunde aktiv bei seiner eigenen Rettung mithilft. Mit dem sogenannten Aktivschwimmen (kraulen) kann der Kunde selber aktiv zurück zum Boot oder zum Ufer schwimmen. Dies ist in vielen Situationen die beste und schnellste Lösung, so lange der Kunde seine Füsse an der Oberfläche hält und keine Steine aus dem Wasser ragen. In Situationen mit mehrfachen Schwimmern, ist es schneller und einfacher für den Bootsführer, alle Kunden wieder ins Boot zu bringen. Der Raftingkunde hat auch den Vorteil, dass er - sobald er die Umlaufleine in der Hand hat, nicht mehr so oft untertaucht und dadurch besser atmen kann.
Während des Sicherheitsgespräches vor einer Raftingtour hört man oft "immer zurück zum Boot schwimmen, nie zum Ufer!" Nie ist ein sehr langer Zeitraum, und in den letzten 20 Jahren bin ich schon manchmal froh darüber gewesen, dass einer meiner Gäste selbständig ans Ufer geschwommen ist.
Normalerweise ist ein Gast nur zwei bis drei Meter weg vom Raft und eher zwanzig oder mehr Meter vom Ufer entfernt. In dieser Situation macht es natürlich Sinn, zurück zum Raft zu schwimmen. Auch, falls das Ufer erreicht wird, muss der Bootsführer sein Boot anhalten, um diesen Kunden wieder mit ins Boot zu holen. Nicht immer eine leichte Aufgabe, und in manchen Schluchten unmöglich. Beides gute Gründe, um das "Schwimmen zum Ufer" kurzerhand zu verbieten.
Wenn ein Kunde aus Ihrem Raft herausfällt oder falls das Raft feststeckt, egal ob auf einem Stein oder in einem Loch, der Kunde wird auf jeden Fall sehr schnell weit weg von Ihrem Raft treiben. Zu sehen, dass der Kunde dabei in einer schönen Wildwasser Schwimmposition ist, wird Sie nicht beruhigen.
Falls der Kunde versucht, zurück zum Boot zu schwimmen, wird er beim flussaufwärts Schwimmen sehr viel Kraft verschwenden und dabei trotzdem noch immer weg vom Raft treiben. Viel Kraft, die er sonst benutzen könnte, um das Ufer zu erreichen.
Also - beim nächsten Sicherheitsgespräch für eine Rafting Tour, bitte genau darüber nachdenken, was Sie von Ihren Kunden im Fall der Fälle möchten, und betonen Sie genau das.