Ausbilder Ratschlag - Wehr Beurteilung
Manche Wehre sind ungefährlich und man kann ohne Probleme darüber rutschen, andere hingegen sind wie künstliche Ertrinkungsmaschinen.
"Weirs are either straightforward or they kill you”
Franco Ferrero - Author Whitewater Safety & Rescue
Diese Aussage ist unterstrichen von der Tatsache, dass 41 Leute in den fünf grössten Wehrunfällen Europas ertrunken sind! Fast alle Flussunfälle mit mehreren Todesopfern stehen in Verbindung mit Wehranlagen.
Grosse Wehr Unfälle in Europa
- 2008 - 5 Soldaten ertrinken beim Rafting auf der Kander, Schweiz
- 2008 - 13 Leute ertrinken bei einer Kanufahrt auf der Save, Slowenien
- 1999 - 4 Touristen aus Grossbritannien ertrinken in der Salzach, Österreich
- 1993 - 9 deutsche Touristen ertrinken im Inn in Engadin, Schweiz
- 1975 - 10 Soldaten ertrinken beim Cromwell Wehr auf der Trent, England
Wie können wir verhindern, eine Statistik zu werden?
Wehranlagen sind auch mit einer Swiftwater Rescue Ausbildung sehr gefährlich. Hat das Wehr nämlich genügend Rücklauf, so es ist unmöglich, ohne fremde Hilfe heraus zu schwimmen. Diese Wehrunfälle können 2 unterschiedlichen Kategorien zugeteilt werden:
1. Unwissenheit
Unwissenheit schützt von Strafe nicht!
Die Unfälle auf der Kander, Save und Inn sind alle ganz leicht zurückzuführen auf die Unwissenheit der Teilnehmer dieser Touren. Die meisten Wehren machen einen sehr ruhigen Eindruck im Vergleich zu Wildwasser. Ein Grund dafür ist, das die Menge von rücklaufendem Wasser in einem Wehr nicht abhängig davon ist, wie luftdurchsetzt das Wasser ist. Auch Änderungen des Wasserpegels bestimmen, wie viel Rücklauf ein Wehr hat. Dies war ein wesentlicher Punkt bei dem Unfall im Engadin, wo die Gruppe am Tag zuvor bei weniger Wasser das Wehr problemlos befahren hat.
Auch schlechte Tourenplanung kann zu einem tödlichen Unfall führen. 2010 ist eine Gruppe von 4 russischen Raftern ertrunken, weil sie die falsche Einstiegsstelle auf der Sjoa gewählt haben. Auf dieser Strecke führte der Fluss mittig durch ein Siphon in eine Schlucht, die nicht umtragen werden konnte.
Wenn jemand unsicher ist, ob ein Wehr gefährlich ist oder nicht, dann muss das Wehr (oder die Stromschnelle) immer umtragen werden.
2. Die Ausstiegsstelle verpassen
Bei den beiden anderen Unfällen wurde die Ausstiegsstelle verpasst. In England passierte der Vorfall während einer Nachtübung des Militärs. Auf der Salzach ist ein Gast bei Anlegung aus dem Raft gefallen. Egal, welche Gefahr flussabwärts lauert: ein Wehr, ein Wasserfall oder eine schwere Stromschnelle, man muß sich auf jeden Fall gut erkundigen, wo die beste Ausstiegsstelle ist. Zudem ist es sicherer, mit der ganzen Gruppe die Stelle vorher anzuschauen.
Lieber zusätzlich 200m zu Fuss zurücklegen, als das letzte Kehrwasser verpassen! Bei Nachtübungen zeigen Lichter am Ende der Übungszone gut, wo spätestens ausgestiegen werden muss.